Random Geschichte aus der antiken Mythologie of the Day
|
P. P. Rubens, "Orpheus führt Eurydike aus dem Hades" [1635] |
Orpheus,
Sohn des Apollon und der Muse der Dichtkunst Kalliope, war wegen seiner
kreativen Abstammung, musisch begabt: er war begnadeter Sänger,
weswegen er auf der Fahrt der Argonauten nach Kolchis sehr willkommen
geheissen wurde. Er sang schöne Lieder für die Helden, die seinen Klängen gedankenverloren lauschten.
Eines Tages verliebte sich Orpheus in die schöne Eurydike, eine Dryade,
und versuchte sie mit seinen Melodien und seinem Gesang zu betören.
Denn selbst die Bäume rissen ihr Wurzelwerk aus dem Boden, um zu den
Klängen zu gehen und zu ihnen ihr Geäst zu wiegen. Aber Orpheus war
nicht der einzige, der Eurydike begehrte. Aristaios, der Sohn einer
Nymphe, wollte sie ebenfalls für sich und verfolgte in Liebeswahn die
Dryade. Auf ihrer Flucht vor dem verhassten Aristaios, der sich
sogar vornahm, sie gegen ihren Willen ins Bett zu zwingen, trat sie auf
eine Schlange, die die junge Frau biss und diese an dem tödlichen Biss
starb und in den Hades hinabflog. Orpheus war bestürzt über
dieses Geschehnis und nahm sich vor, in die Unterwelt hinabzusteigen, um
seine Geliebte freizufordern. Doch zuerst musste er an Charon vorbei, dem unterweltlichen Fährmann, der den Lebenden nicht über den Styx fahren wollte. Als Orpheus jedoch zu singen begann, war auch Charon besänftigt und fuhr den Mann zu Hades' Palast. Singend an dem sonst so gefürchteten und aggressiven Höllenhund
Kerberos vorbeischreitend, der wie ein junger Welpe zu spielen begann,
schritt er durch die Schatten der durch die Unterwelt fliegenden Toten
zu Hades' Gemach.
Er forderte, seine Geliebte noch ein Leben zu gewähren, weil er ohne sie nicht Leben könne. Hades schien sich nicht von ihm beeindrucken zu lassen, also setzte er
seine stärkste Waffe ein. Er begann, ein wunderschönes Lied zu singen.
Persephone, die seit ihrem Raub in die Unterwelt kein Mitleid mehr
verspürte, fühlte Trauer für den armen Orpheus und erlaubte ihm,
Eurydike wieder mit zu nehmen - jedoch unter einer Bedingung: er dürfe
sich nicht zu ihr zurückschauen, sie nicht ansehen, bis sie wieder in
der Welt der Lebenden ankamen. Auf der Überfahrt zurück musste
sich Orpheus zwingen, sich nicht umzudrehen, um seiner Schönen in die
wunderschönen Augen zu sehen. Doch kurz vor dem Ausgang hielt sein Herz die Sehnsucht nicht mehr aus:
glücklich, sie endlich wieder zu haben und gespannt auf ihre Schönheit,
drehte er sich erwartungsvoll um, doch als er sich umschaute, war
Eurydike schon nicht mehr da.